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Requiem auf die „Neue Nationalgalerie“ in Berlin (Teil I - Dezember 2014)
Am 31.12.2014 schließt die Neue Nationalgalerie aus Renovierungsgründen für ca. 3 Jahre ihre Pforten. Nach den speziellen Berliner Erfahrungen mit Umbauten ist zu befürchten, dass es auch einige Jahre länger dauern kann!
Wir entschlossen uns deshalb zwischen den Jahren zu einem spontanen und etwas wehmütigen Abschiedsbesuch, zusammen mit vielen anderen, wie die lange Schlange vor den Kassen bewies – Ehre, wem Ehre gebührt!
Der 1968 von Mies van der Rohe erbaute, auch äußerlich sehr markante und sehenswerte Kunsttempel umfasst in seiner umfangreichen Sammlung die “Kunst des 20 Jahrhunderts“ über 2500 Kunstwerke. Beginnend mit dem frühen Expressionismus weist der Bestand sehenswerte Werke der namhaftesten Künstler der nationalen und internationalen Kunstentwicklungen vor und nach dem 2. Weltkrieg, bis in die jüngste Gegenwart, aus.
Da diese Fülle an moderner Kunst niemals als Ganzes präsentiert werden konnte, behalf man sich in der Vergangenheit mit Teilausstellungen, die bestimmten Themen oder zeitlichen Perioden gewidmet waren. Die aktuelle Ausstellung umfasste unter dem Titel „Ausweitung der Kampfzonen“ den Zeitraum 1968 – 2000. Der französische Autor Michel Houellebecq beschreibt in seinem gleichnamigen Bestseller das widersprüchliche Lebensgefühl einer ganzen Generation. Kaum ein Autor hält der offenen Gesellschaft ihre eigenen Alpträume schonungsloser vor.
In dieser, für lange Zeit letzten, Ausstellung der Neuen Nationalgalerie bot sie nahezu alle deutschen Kunstheroen aus Ost und West auf: Richter, Polke, Kiefer, Baselitz, Fetting, Kippenberger, Tübke, Heisig, Rauch, die die großen gesellschaftlichen Umbrüche, den Terror der RAF, den gesellschaftlichen, ökonomischen und sexuellen Wandel in der Gesellschaft seit 1968 kunstvoll präsentierten. Die Ausstellung wurde um einige bekannte internationale Künstler ergänzt, die sich ebenfalls den Widersprüchen der letzten Jahrzehnte widmeten, z.B. Kienholz, B.Naumann, G.Segal, Nam June Paik, K.Harring und anderen.
Ich habe mich bemüht, diese unwiderruflich letzte Ausstellung in der folgenden Fotogalerie gebührend ins Bild zu setzen und dem geneigten Leser eine lebendige Erinnerung an eine der wichtigsten Berliner Kultstätten moderner Kunst zu bewahren.
P.S. Ein kleiner Trost für alle Kunstliebhaber: während der Zeit der Schließung gehen Teile des Bestandes „auf Wanderschaft“, d.h. sie werden verschiedenen Museen zeitweilig zur Verfügung gestellt – eine sinnvolle Form des Kunstföderalismus!
Klaus Weidner
Dezember 2014
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