Ai Weiwei – Besuch in seinem Atelier in Peking | Ein aktueller Blick auf seine künstlerische „Werkbank“
Manchmal muss man als Kunstliebhaber einfach nur Glück haben! Dieses Glück ist mir in Person von Freunden widerfahren, die geschäftlich in Peking zu tun hatten und von Ai Weiwei zu einem Besuch in seinem Atelier eingeladen wurden. Da der weltbekannte Künstler nichts dagegen hatte, dass er und seine Arbeits-umgebung fotografiert wurden, sondern im Gegenteil mit Spaß dabei war, ist die folgende Fotogalerie eine spannende Momentaufnahme und ein interessanter „Blick auf die Werkbank seines aktuellen Schaffens“.
Ai Weiwei wurde am 18. August 1957 als Sohn eines chinesischen Dichters und Regimekritikers geboren. Sein Vater wurde für 20 Jahre in die Provinz verbannt, wo Ai Weiwei bis zur Rehabilitierung seines Vaters aufwuchs. 1978 begann er in Peking ein Studium an der Filmakademie und war Mitbegründer der Künstlergruppe Stars, die mit ihrer avantgardistischen Kunst damals schon staatliche Bevormundungen ablehnte.
Ai Weiwei lebte und studierte von 1981 – 1993 in New York, wo er sich mit Fotografie, Konzeptkunst und Dadaismus beschäftigte. Er traf dort bekannte amerikanische Künstler, wie Andy Warhol, Jasper Jones, aber auch Marcel Duchamp, der ihn nach eigenen Worten am meisten beeinflusste. 1993 kehrte er nach Peking zurück und wurde, neben seinem künstlerischen Schaffen, nach und nach zu einer der Hauptfiguren der chinesischen Kunstszene, die gegen die staatlichen Restriktionen opponierte. Er kuratierte eine Vielzahl von Ausstellungen und baute 1999 sein eigenes Studio – damit begann seine Entwicklung zum Architekten. 2003 gründete er sein eigenes Architekturstudio in Peking und war u.a. als künstlerischer Berater am Bau des Olympiastadions beteiligt.
Ab 2009 nahmen die staatlichen Repressalien gegen ihn zu, er erlitt bei einem Polizeieinsatz eine Gehirnblutung, 2011 wurde er verhaftet und verbrachte 81 Tage in Einzelhaft. Er ist seit dieser Zeit mit einem Ausreiseverbot belegt, was ihn aber nicht hindert, seinen politischen Kampf für Demokratie und Meinungsfreiheit mutig und mit seinen künstlerischen Mitteln fortzusetzen. Er erfährt mit zahlreichen Ausstellungen weltweit Anerkennung, war 2013 auch für Deutschland auf der Biennale in Venedig vertreten und hatte 2014 in Berlin und in Kanada große Einzelausstellungen. Darüber hinaus nutzt er die virtuellen, elektronischen Medien virtuos für Blogs, Videodokumentationen seiner Ausstellungen, aber auch zu kafkaesken Aktionen, wie z.B. der „Selbstüberwachung“ mit Internet-Life-Übertragungen aus seinem Atelier - etc.
In seinem Atelier arbeitet er mit seinen Mitarbeitern und Katzen rastlos und unbeeindruckt weiter und ist darüber hinaus ein sehr angenehmer, freundlicher und humorvoller Gastgeber, wie meine Freunde berichteten.
K.W. Februar 2015
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Patrice (Samstag, 07 März 2015 18:05)
Sensationnel ! ;))
MASCH (Samstag, 11 April 2015 10:04)
Die Fotos sind ein Schatz, lieber Klaus. Von sensationell zu sprechen, ist nicht übertrieben.