Berlin Art Week (13. – 18. September 2016)
Die diesjährige Art Week bot wieder eine solche Fülle von Veranstaltungen, dass jeder Besucher die Qual der Wahl hatte.
Die zahlreichen Galerien der Stadt luden zu Vernissagen, Künstlergesprächen und Projekten, private Sammler zeigten Ihre Sammlungen, Kunstinstitutionen und Museen eröffneten neue Ausstellungen und 3 große Messen boten die Gelegenheit zum Schauen und Kaufen.
Ich habe mich bei meinem 3 tägigen Kunstbummel auf den Besuch der beiden zentralen Messen ABC und Positions, sowie der nicht zum offiziellen Programm gehörenden Berliner Liste konzentriert, Darüber hinaus habe ich diverse Galerien, sowie die Stoscheck Collection, „My Abstract World“ im me Collectors Room und „Secret Garden“ – eine Privatinitiative in Mitte - besucht. Hinzu kam eine Vernissage in einer Privatwohnung, für die dort für einen Abend alle Wände zur Verfügung gestellt wurden.
In der folgenden Fotogalerie habe ich aus der Vielzahl des Angebots meine sehr subjektive Auswahl getroffen.
Es begann mit der Ausstellung WHY? in Mitte, im sensationellen Ambiente eines nahezu verfallenen, alten Ballsaals in der Gartenstr.6 . In keiner anderen deutschen Stadt wäre unter diesen (baufälligen) Umständen eine öffentliche Ausstellung erlaubt worden – das ist eben Berlin! Die beiden Kuratorinnen Constanze Kleiner und Isabel Bernheimer haben in dieser fantastischen und morbiden Umgebung 13 sehr unterschiedliche, aber hochbegabte internationale Künstler präsentiert – was für mich ohne Zweifel einer der Höhepunkte der Art Week war!
Am nächsten Vormittag besuchte ich zunächst das Büro Müller in der alten Schönhauserstr.35. Dort präsentierte Markus Müller ein „Schaulager 9.44“ von Thomas Scheibitz. 9.44 stand für die exakte Größe des Ausstellungsraums, 9,44 qm. Scheibitz zeigte auf dieser begrenzten Fläche 15 Arbeiten - Skulpturen, Bilder, Skizzen und eine Vitrine mit Kleinteilen – alles begehbar und somit hautnah und intim erlebbar. Ein weiterer spannender Einstieg in die Art Week.
Der Nachmittag war der ABC – Art Berlin Contemporary – gewidmet. In den wunderbaren Messehallen der Station Berlin fand die 9. Ausgabe der ABC statt – leider aus meiner Sicht nicht die Beste! Wir waren vom gestrafften Angebot in weiten Teilen enttäuscht und fanden viel Bekanntes und wenig anregend Neues. Insofern ist die ABC auf meiner Fotogalerie, d.h. bei der Auswahl der Künstler, die mir persönlich gefallen haben, deutlich unterrepräsentiert.
Der Besuch der Messe Positions im alten Postbahnhof am Ostbahnhof bot spannendere, künstlerische Anregungen. Sie setzte „auf das Entdecken und Wiederentdecken künstlerischer Positionen“, und wurde diesem Anspruch im Großen und Ganzen gerecht.
Die nicht zum offiziellen Programm gehörende Ausstellung „Berliner Liste“ in einem ehemaligen Kraftwerk in Kreuzberg bot zwar viel Masse und wenig Klasse – das Gebäude mit seinem nostalgischen, abgewrackten technischen Innenleben war selbst fast schon einen Besuch wert, aber auch hier entdeckten wir einige interessante Arbeiten von meist jüngeren Künstlern, zu sehr vernünftigen Preisen.
Beim Galerien-Hopping in Mitte gefiel mir die „Sideshow Siem Reap“ von Jay Mark Johnson bei deschler sehr gut, ebenso die verstörenden Arbeiten der Fotografen Roger Ballen / Asger Carlsen bei Dittrich & Schlechtriem.
Am Abend präsentierte meine Freundin Romy Campe ihre neuesten Arbeiten in einer Privatwohnung im Westen, die erfreulicherweise für diesen kunstvollen Abend und die vielen begeisterten Besucher zur Verfügung stand. Moderne Kunst in einem solchen privaten, intimen Rahmen zu präsentieren, verdient große Anerkennung und wird zur Nachahmung empfohlen.
Der Besuch der Schau „Welt am Draht“ der Julia Stoscheck Collection führte mich in eine komplett virtuelle Welt. „Die Werke in der Ausstellung veranschaulichen eine neuartige, zeitgemäße künstlerische Formensprache, die Möglichkeiten und Fragestellungen der gegenwärtigen virtuellen Welt reflektieren – erfahrbar in raumgreifenden Videoinstallationen“. Der Blick in die virtuelle Zukunft der Kunst war sehr interessant, zumal wir plötzlich Teil der virtuellen Performance waren.
Zum guten Schluss besuchte ich die Ausstellung „My Abstact World“ im me Collectors Room der Stiftung Olbricht. Der Sammler Thomas Olbricht präsentierte 60 Arbeiten seiner momentanen Favoriten und bietet damit bis zum 2.4.2017 ein breit gefächertes Spektrum der abstrakten Kunst, mit vielen bekannten Namen – unbedingt sehenswert!
Mein persönliches Fazit: Die Berlin Art Week ist für mich ein wichtiger und unverzichtbarer Teil des Angebots an moderner Kunst in Deutschland. Der Reiz liegt in der Vielfalt - der Besucher hat die Möglichkeit, sich in dieser Woche sein sehr persönliches Kunstprogramm zusammen zu stellen, Künstler und Galeristen zu treffen, Talente, Trends und neue Einflüsse zu entdecken und nicht zuletzt moderne Kunst zu erwerben - und vielleicht sogar ein echtes Schnäppchen zu machen.
Klaus Weidner, September 2016
Fotogalerien:
1. Secret Garten, Gartenstraße 6 und Büro Müller, Thomas Scheibitz, 9.44
2. ABC
3. Positions
4. Diverse Galerien und Ausstellungen
1. Secret Garden, Gartenstraße 6 und Büro Müller, Thomas Scheibitz, 9.44
2. ABC
3. Positions
Diverse Galerien und Ausstellungen
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Walter Löser (Mittwoch, 28 September 2016 15:43)
besonders gefällt mir, dass der
Fotograph Teil der Kunst wird.
MASCH (Mittwoch, 28 September 2016 18:03)
Lieber Klaus,
wie immer sehr informativ! Wie Du siehst, habe ich trotz massivem Umzugsstress Zeit, Deinen wunderbaren Bericht zu lesen und zu sehen...
Freue mich auf ein Wiedersehen beim Summit...
Herzliche Grüße
MASCH
Iso (Mittwoch, 12 Oktober 2016 03:34)
Lieber Klaus -
wie wunderbar bei Deinem Bummel durch die Galerien dabei zu sein und Deine Entdeckungen ganz genüsslich zu Hause immer wieder anzuschauen und Deine
Texte zu lesen !! - Dein ganz persönlicher Blick auf die Kunst und Deine Begeisterung
dafür ist ansteckend und ein einzigartiges Erlebnis ......
liebe Grüsse von Iso