Ein familienbedingter Kurzbesuch in Frankfurt schenkte uns zwei bemerkenswerte Ereignisse: einen Bummel durch die neue „Altstadt“ von Frankfurt und den Besuch der Ausstellung des südafrikanischen Künstlers William Kentridge im Liebieghaus.
Wie man Altes und Neues, Tradition und Revolution ideal kombiniert, beweist die fantastische Ausstellung des südafrikanischen und weltweit begehrten Künstlers William Kentridge im altehrwürdigen Liebieghaus. Das Liebieghaus beherbergt Skulpturen aus 5000 Jahren, die Kentridge gekonnt und trickreich in seine Filmprojektionen integriert und sie mit seinen Bildern, Holz- und Linolschnitten, Lithografien und Papierskulpturen, verbunden mit Musik, künstlerisch ergänzt. Man hat manchmal das Gefühl, dass die antiken Figuren erstaunte Zuschauer und Zuhörer dessen sind, was Kentridge um sie herum inszenierte!
„Die alten und neuen Werke widerstreben einander, ihre Eigenarten treten umso stärker hervor“ schreibt die ZEIT und fasst die gelungene künstlerische Symbiose mit der Überschrift „Endlich Krach. Tolle Ruhe!“ zusammen.
William Kentridge (Jg. 1951) lebt und arbeitet in Johannesburg und arbeitete in früheren Zeiten als Schauspieler, Designer und Theaterregisseur. Nach diversen Studien in Johannesburg und Paris begann er schon in den 80 ger Jahren Animationsfilme zu produzieren, bei denen er jedes Einzelbild mit Kohle, Graphitstift oder Pastellfarben zeichnete bzw. malte. Die so aus Einzelbildern entstandenen Filme sind ruckelig, flüchtig, lösen sich auf und beginnen von Neuem, sie bezaubern, beglücken, verstören.
Kentridge nahm mehrfach an der Biennale in Venedig und der Documenta teil und ist inzwischen ein gesuchter, künstlerischer Weltbürger. Im Liebieghaus bespielt er noch bis 26. August 2018 nahezu
alle Räume, wobei sich seine Filme, Bilder und Objekte fantasievoll der jeweiligen Kunstepoche seiner Umgebung anpassen. Mehr Infos auf http://www.liebieghaus.de/de/kentridge
FAZIT: Eine sehr empfehlenswerte Ausstellung, die von der üblichen Ausstellungsroutine abweicht und somit unbedingt eine Reise nach Frankfurt wert ist.
Klaus Weidner
Juli 2018